Mittwoch, 20. März 2013

Wie viele Schallplatten sind viele Schallplatten?




Hier eine Einteilung aufgrund persönlicher Erfahrungen ...

(1) 20000 Stück und mehr: Solide Sammlung eines ernst zu nehmenden Sammlers. 20000 passen gut in ein schön großes Zimmer, wobei ein eigens beauftragter Schreiner alle Wände bis in die Winkel mit Regalen gefüllt hat und ausserdem ein Teil der Sammlung auf dem Boden steht. Merke: Egal wie viele Regale ein Sammler hat: Ein Teil der Sammlung steht IMMER auf dem Boden und die Regale sind IMMER voll. In den Ecken steht stets genug Material für Entdeckungen oder Neuentdeckungen, da die Masse in sich vergessene Winkel generiert. Die Sammlung ist gewaltig genug um grundsätzliche Sortieraktionen zur Lebensaufgabe zu machen.

(2) 10000 Stück: Bescheidene Sammlung eines Musikliebhabers, der immer wieder versucht, ungeliebte Schalllatten auszusortieren und sich auf das Wesentliche zu beschränken. Bei 10000 Stück ist dies noch möglich, wenn auch zeitintensiv. Wer nur 10000 Platten hat will die Kontrolle behalten. 10000 Stück passen auch in ein etwas kleineres Zimmer, das der Partner in der gemeinsamen Wohnung opfert. Oft hat der Partner aber ein Einsehen und zieht aus.

(3) 5000 Stück: Anfängersammlung eines engagierten Musikliebhabers, der langsam beginnt über Standards hinaus zu kommen. 5000 Stück passen an eine größere Wand und sind leicht überschaubar. Keinem erstzunehmenden Sammler wird es gelingen seine Sammlung auf 5000 Stück zu stutzen - der Versuch allein führt zu bösen Träumen. Wer hingegen auf dem richtigen Weg ist wird diese 5000 Stück als Zwischenlösung nach 5-10 Jahren Sammeltätigkeit akzeptieren können. 

(4) 1000 Stück: Kleinstsammlung für Angeber

(5) 250 Stück: Ein Haufen Platten zum Kuscheln

Donnerstag, 7. Februar 2013

Neu: Krautrock

Heute neu: Ohren Pilze Kraut und Rüben,
dazu ein paar nette Latin und Jazz LPs.

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Dienstag, 5. Februar 2013

Neu: Klassik

Heute neu: ein paar Klassikplatten.

Eigentlich nichts besonderes, aber dennoch schön. Diese tschechischen Schallplatten auf dem Supraphon Label haben wunderbare gestaltete laminierte Cover und klingen oft prima. So weit ich das beurteilen kann gibt es kaum Sammler für diese Platten - zu Unrecht, wie ich finde.

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Dienstag, 15. Januar 2013

Hausverbot!




Hausverbot!


"Du gehst und kommst nicht wieder! – das ist kein Diskussionsangebot! –raus jetzt!“  ein Satz wie eine Ohrfeige, der genau das sagt was er meint: Du hast Hausverbot, kein Spaß, ganz echt, und Du bist das Opfer. Opfer zu sein ist in Berlin das schlimmste was passieren kann, und Opfer genannt zu werden eine Beleidigung nach der Blut fließt. Um dies zu vermeiden möchte ich helfen zu verstehen wie es dazu kommen konnte das ausgerechnet Du rausgeflogen bist.

Ein bestimmter Laden in Berlin ist berühmt für seine Rauswürfe. Wer sucht, findet ihn, in der Kastanienallee, und wer mutig war ging dort hin um zu erleben wovon erzählt wird. Ich habe einige der Opfer gefragt: Ja, sie flogen raus noch bevor sie eine Platte berührt haben. Manchmal dauerte der Besuch nur 5 Sekunden. Und alle waren harte Digger – kranke Sammler die sich im Plattenladen sicherer bewegen als in der eigenen Küche oder in ihrer Stammkneipe, wenn sie denn eine haben und Geld für andere Dinge als Vinyl ausgeben. Mich interessierte ob dieser Laden der einzige ist der Kunden rauswirft. Deshalb habe ich relativ systematisch andere Händler nach ihrer Türpolitik befragt.

Das Ergebnis ist eindeutig. Alle werfen Kunden raus. Und immer sind es die harten Digger, die gehen müssen. Einige Händler sind geduldiger als andere, aber keiner erträgt sie in jedem Fall. Einer der seit bald 20 Jahren im Geschäft ist, und von dem ich glaubte, er sei unglaublich geduldig, erklärte es so: Ein Plattenladen ist eine Art Club. Und in einen Club darf auch nicht jeder rein. Ein Händler ist also eine Art Clubbesitzer – und Türsteher zugleich.

Wer nun glaubt, ein Plattenladen sei ein elitärer Ort liegt falsch. Natürlich sind viele Plattenläden unerträglich fiese Löcher in denen griesgrämige Grottenolme hinter den immer selben nicht verrotten wollenden schlechten Rock-Platten sitzen, die ihnen die Nachbarschaft gebracht hat. Wer in diese Läden geht ist selber schuld. Ich meine Läden die den Eindruck machen sie könnten ihre Kunden mögen. Läden, deren Sortiment einigermaßen gepflegt wirkt, die eventuell gezielt Neuware anbieten, die Plattenspieler zum reinhören haben und deren Verkäufer den Kopf heben wenn ein Kunde den Laden betritt. Und tatsächlich – sie mögen Kunden.

Je unsicherer und fremder ein Kunde in diesen Läden wirkt, desto willkommener ist er. Dem neugierigen Kunden stehen die Türen der Plattenläden weit offen – sie halten das Geschäft am leben.

Schwieriger sind Kunden, die nur in Läden gehen, weil sie keinen anderen Ausweg sehen – und schon wissen dass auch der Plattenladen ihnen bei ihren Problemen nicht helfen kann. Sie wirken wie gezielt gestrandet – bereit, alles auszukotzen was die Welt außerhalb des Vinylkosmos ihnen zumutet. Wenn sie an einer Kiste stehen und die Finger bewegen scheinen sie am Ziel – allerdings nicht um sich inspirieren zu lassen, sondern um sich zu beschweren, idealer Weise beim Händler, der nicht die Platte hat, die ihren Unmut besänftigen kann – und wenn, dann zu Preisen, für die man sie mit Glück auch im Internet schießen kann – viel zu teuer also. Ich kenne diesen Blick, die Bewegung der Finger, die harten Griffe an der Plattenkiste, die Gleichgültigkeit mit der sie Raritäten die sie schon haben oder nicht wollen verwerfen - und den Zorn auf ihrer Stirn der mit diesen Bewegungen wächst ohne Worte zu finden. Diese Kunden nicken ohne aufzusehen, treten an die Kisten, werden zornig, nicken nicht wenn sie gehen – und kommen wieder.

Ein Plattenladen ist elitär, wenn er seine vermeintlich besten Kunden rauswirft – nämlich die, die getrieben durch die Stadt irren - auf der Suche nach den Schallplatten, die ihnen Händler nicht bieten können. Händler erkennen diese Digger sofort, nach wenigen Sekunden. Einige sind geduldig – andere sind weniger geduldig. Alle warten darauf dass der Digger geht.

Eventuell bist Du also rausgeflogen weil Du so tun wolltest als ob Du Dich auskennst - zum Beispiel um im Laden dazu zu gehören, der Freundin zu imponieren, Sachverstand zu beweisen oder auch mal harter Digger zu sein – warum auch immer. Genau das könnte das Problem gewesen sein. Unabhängig davon ob Du dich auskennst oder nicht sind dies die Gesten, die beim Händler die Alarmglocken läuten lassen. Wenn Du Dich zu unbeholfen bemühst Kennerschaft oder souveränen Umgang mit Vinyl zu beweisen ist das kein Problem, denn Posen gehört zum Geschäft und ist in harmloser Form stets willkommen. Der harte Digger zeigt diese Gesten hingegen als professioneller Aggressor – und ihn zu imitieren ist niemals gut.

Du bist echter Digger? Dann kämpfe hart aber fair. Als Händler ausreichend gute Geschäfte zu machen ist nicht leicht. Schwieriger hingegen ist es, Digger zu ertragen. Wenn Du also ans Eingemachte willst, dann Respektiere das Geschäft, zeige Würde, so übel der Laden auch scheint, und kotze nicht in die Kisten. Jeder Händler war mal Digger – und jeder Händler hat Kisten die nicht jeder zu sehen bekommt. Ach wenn ein Händler nicht mehr sammelt – eine Art Beschützerinstinkt für gute Schallplatten ist ihm geblieben. Gesuchte seltene Schallplatten sind – nun ja – selten! Viele verschwinden bereits, bevor sie überhaupt in der versteckten Kiste landen. Manchmal ist der ganze Laden nur Tarnung – für genau die Kisten, in die Du schauen möchtest.

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